Geil, das muss ich zitieren #1

Die letzte Zeit begleitete mich ein unangenehmes Gefühl von Übersättigung. Naturgegeben bin ausgestattet mit einem großen Wissenshunger und habe ständig das Gefühl neues Wissen aufsaugen zu müssen. Der ständige Konsum von Podcasts, Büchern, Blogs, Online-Seminaren und Videos über Kommunikation, Marketing, Spiritualität, Lebensführung, Persönlichkeitsentwicklung etc. und den verschiedenen Methoden und Techniken, über die ich alles wissen möchte, um davon auch ja die besten und effektivsten anzuwenden, (denn ich will ja endlich glücklich und erfolgreich werden 🙂 ) führte zu einer Überdosierung auf Gedankenebene. Gelernt habe ich, zumindest theoretisch, wie ich mit Angst umgehe, jede Niederlage als Gewinn werte, ein Visionboard erstelle, welche Planungstools im Alltag am besten funktionieren, welche Rituale zu Jahresende empfohlen werden, etwas über Kum-Nye Yoga, Quantenphysik, Osho, Motivation, pünktchen, pünktchen pünktchen und bin bei der Frage, welchen Ansatz ich als erstes umsetzen sollte plötzlich total überfordert. Absolut müde von dem ganzen Zeug möchte ich jetzt am liebsten gar nichts umsetzen und ein bisschen Netflix schauen. Kennst Du das?

Und weil ich manchmal nicht des besseren zu belehren bin, lieh ich mir beim nächsten Besuch in der Stadtbücherei trotzdem noch sechs weitere Bücher aus um der Überdosierung noch ein Sahnehäubchen aufzusetzen. Doch: Eines davon, ist geschrieben von Thich Nhat Hanh, es trägt den Titel „Ich pflanze ein Lächeln„. Und dieser Titel, es war wohl kein Zufall, dass ich mir ihn gegriffen habe, lässt mich just wieder klarer sehen. Er lässt mich in dieser Phase all meine Themen auf ein Minimum reduzieren und trotzdem nichts außer Acht zu lassen, und zwar durch Achtsamkeit. Achtsames Gehen, achtsames Atmen, achtsames Essen, achtsames Erleben, achtsamer Umgang mit meinen Mitmenschen, achtsamer Umgang mit mir selbst.

Beim Schreiben fällt mir auf, dass ich mich vor einem Jahr, ebenfalls während der Adventszeit, auch mit Thich Nhat Hanh beschäftigt habe. Auslöser war der Film „Walk with me“. Interessant, dass ich gerade jetzt wieder damit in Berührung komme, so als würde ich davon angezogen. Vielleicht mache ich mir das zur Tradition. Die Achtsamkeit passt jedenfalls sehr gut in die besinnliche Weihnachtszeit.

Eigentlich sollte es in meiner neuen Beitragsserie nur kurze zitierte Passagen aus dem Buch zu lesen geben. Die Einleitung wurde jetzt unerwartet etwas länger, doch jetzt gibt es endlich was Schlaues auf die Augen:

Wenn du Salat pflanzt und er wächst nicht so recht, wirst du nicht dem Salat die Schuld geben. Du suchst nach den Gründen, warum er nicht so richtig kommt. Mag sein, dass er Dünger oder mehr Wasser oder weniger Sonne braucht. Dem Salat wirst du nie die Schuld geben. Wenn wir Schwierigkeiten mit unseren Freunden oder unserer Familie haben, geben wir den anderen die Schuld. Wenn wir aber wissen wie wir uns um sie kümmern können, werden sie wie der Salat gut wachsen. Schuldzuweisungen haben keinerlei positive Wirkung, genauso wenig wie die Überredungsversuche, die Vernunftgründe oder Beweise anführen. Das ist meine Erfahrung. Keine Schuldzuweisung, keine Vernunftgründe, keine Beweise, sondern nur Verständnis. Wenn du verstehst und zeigst, dass du verstehst, kannst du lieben und die Situation wird sich ändern.

Einmal hielt ich in Paris einen Vortrag darüber, dass wir die Schuld nicht dem Salat geben können. Nach dem Vortrag meditierte ich für mich im Gehen, und als ich um eine Hausecke bog, hörte ich, wie ein achtjähriges Mädchen zu seiner Mutter sagte: „Mami, vergiss nicht, mich zu gießen. Ich bin dein Salat.“…

Quelle: „Ich pflanze ein Lächeln“ – Thich Nhat Hanh

Absolut stark, oder?

… und das Mädchen total süß 🙂

Weitere Passagen aus dem Buch gibt es im nächsten Beitrag zu lesen, höchstwahrscheinlich auch wieder am Freitag.

Bis dahin wünsche ich schöne Feiertage und eine besinnliche Weihnacht